Die drei Buchstaben ESG erfreuen sich bei Anlegern großer Beliebtheit. Im Jahr 2020 floss auf der ETF-Seite jeder zweite neuinvestierte Euro in einen ETF, der ESG-Kriterien berücksichtigt. Auf der Beliebtheitskurve gleich dahinter finden sich Geldanlagen mit Fokus auf den Klimawandel. Worin der kleine, aber feine Unterschied zwischen ESG-ETFs und ETFs gegen den Klimawandel besteht, erfahren Sie im folgenden Artikel.

ESG – mehr als nur ein Trend
Das Thema Nachhaltigkeit ist in der Finanzbranche kein neues Phänomen. Bereits 2006 haben die Vereinten Nationen die sogenannten Principles of Responsible Investments (PRI) definiert. Diese Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren gehen auf eine internationale Investoreninitiative zurück, die börsennotierte Unternehmen zur freiwilligen Selbstverpflichtung bezüglich der Berücksichtigung von ESG-Faktoren aufruft. Mehr als 3.000 Unternehmen, darunter Lyxor, zählen mittlerweile zu den Unterzeichnern der PRI1 . Bei Lyxor arbeiten wir mit erfahrenen Organisationen und Indexanbietern zusammen, um innovative ESG-Lösungen zu entwickeln und unser Universum an ESG-konformen ETFs kontinuierlich zu erweitern. In unserer Produktpalette finden Sie ein umfangreiches Angebot an ESGgefilterten ETFs. Für diese ETFs veröffentlichen wir auf monatlicher Basis transparente ESG-Factsheets, in denen ökologische, soziale und unternehmensethische Faktoren bewertet werden.
Nicht nur Institutionen wie Kirchen oder Stiftungen achten bei der Geldanlage auf die ökologisch und moralische Vertretbarkeit einer Investition. Ereignisse wie die Finanzkrise 2007/2008, die Dieselaffäre um gefälschte Abgaswerte oder die durch die Ölbohrplattform Deepwater Horizon verursachte Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko haben für deutliche Kursverluste bei den involvierten Unternehmen und für Unruhe an den Aktienmärkten gesorgt. Dies im Bewusstsein, sind sowohl institutionelle Investoren wie auch Privatanleger mehr denn je darauf bedacht, ihr Geld nach langfristig ökologischen und moralischen Gesichtspunkten, mit anderen Worten nachhaltig, anzulegen.
Das Auf-die-Finger-Schauen seitens der Anleger sorgt dafür, dass sich der Wert eines Unternehmens vordergründig nicht mehr über kurzfristige Gewinne – womöglich auf Kosten der Umwelt, zulasten der Mitarbeiter oder aufgrund moralisch fragwürdigen Verhaltens – definiert. Die Einführung von ESG-Kriterien hat sich in den vergangenen Jahren von einem Trend zu einem neuen Standard bei der Bewertung von Geldanlagen entwickelt und wird darüber hinaus durch politische Vorgaben, wie beispielsweise den EU-Aktionsplan, gefördert und unterstützt.
EU-Aktionsplan
Um die EU-Klima- und Energieziele bis 2030 zu verwirklichen, muss Europa nach Angaben der Kommission einen jährlichen Investitionsrückstand von fast 180 Milliarden Euro aufholen. Dazu braucht es Kapital von privaten Anlegern und institutionellen Investoren. Vor diesem Hintergrund sollen Kapitalströme in nachhaltige Investitionen umgelenkt werden, um so den Klimaschutz und ein nachhaltiges Wachstum zu finanzieren. Der im März 2018 angekündigte Aktionsplan dient als „globale Richtschnur für ein nachhaltiges Finanzwesen2“, der Investoren dazu verpflichten soll, bei ihren Anlageentscheidungen ESG-Kriterien einfließen zulassen. Bislang sind zwei wesentliche Bausteine des EU-Aktionsplans verabschiedet worden: die Offenlegungsverordnung im November 2019, die Finanzmarktteilnehmer dazu verpflichtet, transparent über Nachhaltigkeitsaspekte zu informieren, und die Taxonomie-Verordnung, ein Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten, die im Juni 2020 angenommen wurde.
Investitionen gegen den Klimawandel
Immer mehr Anleger werden sich des Ausmaßes und der potenziellen Folgen des Klimawandels bewusst. Globale Initiativen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und zum Einsatz erneuerbarer Energien wirken sich auf Anlagen in unterschiedlichste Sektoren – nicht nur in die Energiebranche – aus. Nahrungsmittelproduktion, Wasserversorgung, Forstwirtschaft und Tourismus – in all diesen Branchen wird die Energiewende spürbar werden, und Investoren erkennen, dass Renditen langfristig nur dann möglich sind, wenn sie Projekte zur Senkung der CO2 -Emissionen fördern und unterstützen. An dieser Stelle hat die Europäische Union im Rahmen der Indexregulierung die Initiative ergriffen und mit den EU Paris-Aligned Benchmarks und den EU Climate Transition Benchmarks neue Klima-Referenzindizes erschaffen, die zur Dekarbonisierung einer Geldanlage beitragen und sich am 1,5°-Celsius-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 orientieren. In der vergangenen Ausgabe von „Die Welt der ETFs“ haben wir im Artikel „Investitionen in den Klimaschutz – Können Anleger die Welt verändern?“ die vier neuen Lyxor S&P Paris-Aligned Climate UCITS ETFs vorgestellt, über die Anleger in europäische, US-amerikanische oder globale Aktienindizes klimafreundlich investieren können.
Die S&P Paris-Aligned Climate Indizes stellen explizit klimabezogene Referenzwerte in den Mittelpunkt ihrer Bewertung, wozu im Wesentlichen der Dekarbonisierungszielpfad gehört. Dieser beschreibt die Entwicklung der Treibhausgasemissionswerte, den sogenannten CO2 -Fußabdruck, der in den Klimaindizes vertretenen Aktientitel. Der Dekarbonisierungszielpfad gibt Auskunft darüber, ob ein Unternehmen die geeigneten Maßnahmen in die Wege leitet, um seine Treibhausgasemissionen zu verringern, um bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Nur so lässt sich nach Expertenmeinung das 1,5°-Celsius-Ziel erreichen. Der VW-Konzern beispielsweise betreibt zwar mit der Produktion von Fahrzeugen ein kohlenstoffintensives Geschäft, investiert aber gleichzeitig einen hohen Milliardenbetrag in die Entwicklung der Elektromobilität. Damit befindet sich der Autokonzern auf einem positiv bewerteten Dekarbonisierungspfad, das heißt, die Bestrebungen, den eigenen CO2 -Fußabdruck zu verkleinern, werden honoriert, und VW wird im S&P Europe Paris-Aligned Climate Index berücksichtigt. Unternehmen hingegen, die heute womöglich eine geringere Kohlenstoffintensität als VW aufweisen, jedoch kein Konzept für eine langfristig kohlenstoffärmere Zukunft verfolgen, werden unter Umständen schlechter bewertet und nicht aufgenommen.

Der Unterschied zwischen ESG- und KlimaschutzKennzeichnung
ESG-Bewertungsmodelle berücksichtigen die drei Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, das heißt, der Faktor Umwelt ist in diesem Fall nur einer von dreien. Dies kann zur Folge haben, dass ein Unternehmen beispielsweise schlechte Noten bei der Umweltbewertung erhält, diese aber durch eine gute Punktzahl bei sozialen Aspekten und Unternehmensführung kompensiert und dadurch eine insgesamt positive ESG-Bewertung erhält. Ein weiterer Unterschied: Im Gegensatz zu den Klimaschutz-Indizes, die eine in die Zukunft gerichtete Entwicklung (den „Pfad“), nämlich die Reduktion von CO2 , bewerten, beziehen sich ESG-Daten auf heute bereits verfügbare Istwerte.
Fazit: ESG-geprüfte Indizes und Klimaschutzindizes verfolgen ähnliche Ziele, sind aber keineswegs deckungsgleich. In beiden Fällen aber trägt eine ETF-Investition in diese Indizes dazu bei, Kapital in Unternehmen zu lenken, die zukunftsorientierte, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete, langfristige Geschäftsmodelle verfolgen. Mehr Informationen zu den Lyxor ESG-ETFs und den Lyxor Klimawandel-ETFs finden Sie unter www.lyxorETF.de/klima. In den kommenden Ausgaben von Die Welt der ETFs erfahren Sie unter anderem, was es mit dem Lyxor Klima-Thermometer auf sich hat und wie sich auf einfache Art und Weise klimafreundliche Indexalternativen finden lassen.
